Im Zuge des Neubaus der Scharbeutzer Seebrücke mussten Betonfertigteile mit einem Gewicht von bis zu 45 Tonnen montiert werden. Die Montage der hinteren Teile erfolgte mit einem Schwimmkran, die vorderen Teile konnten von der Landseite aus erreicht werden. Eine Herausforderung stellten die mittleren Teile dar, die aufgrund des zu geringen Tiefgangs weder von Land noch von See aus erreicht werden konnten. Gemeinsam mit unserem Auftraggeber „Sönke Jordt“ und dem Bauherrn wurde eine Machbarkeitsstudie entwickelt und umgesetzt. Aus rückverankerten Spundwänden wurde ein Fangedamm hergestellt, über den der Kran 200 Meter in die Ostsee hineinfahren konnte. Am Ende des Dammes wurde eine Standfläche gebaut, die für die Stützdrücke des Krans (197 Tonnen) ausgelegt war. Aufgrund der geringen Breite (8 Meter zwischen den Spundwänden) kam nur eine Lösung mit unserem 700to. Kran in Frage. Dieser Kran hat die Möglichkeit, den Ballastradius unter Last variabel zu verändern und bei eingeschränkter Abstützbasis (Halbstütze) dem Fahrer in jeder Kranstellung die möglichen Traglasten anzuzeigen. Dementsprechend konnte die Last von vorne weit ausladend aufgenommen und nach hinten weit ausladend abgesetzt werden. Beim Schwenken mit Last über die Seite konnte die vom Kran vorgegebene Auslage eingehalten werden und beim Zurückschwenken ohne Last gab der Kran eine Auslage vor, die aufgrund des Ballastes nicht unterschritten werden durfte (Stichwort „nach hinten fallen wegen Ballast“). Nachdem der Kraneinsatz theoretisch geplant war, kamen die Tücken der Praxis.
Zunächst musste ein statisches Gutachten erstellt und in regelmäßigen Abständen Probebohrungen und Drucksondierungen durchgeführt werden, um die Festigkeit des Untergrundes zu überprüfen. Es musste sichergestellt werden, dass die hergestellte Oberfläche nicht durch Unterspülung oder Überflutung geschwächt wurde. Wichtig war auch der Seewetterbericht, nicht nur für die Windprognose bei den Kranarbeiten, sondern auch wegen der möglichen Wellenhöhe, eine Überflutung des Dammes wäre ein „no go“ gewesen. Nachdem alle Kriterien erfüllt waren, konnte der Kraneinsatz beginnen. Da die Ballastfahrzeuge nicht seitlich an den Kran heranfahren konnten, erfolgte die Ballastierung mit einem 300to. Kran unseres Partners „Sönke Jordt“, der ebenfalls auf begrenzter Abstützbasis stand und entsprechend mit „Variobase“ arbeitete. Nach dem Rüsten unseres 700to. Kran konnte der 300to. Kran den Fangedamm verlassen und die Tieflader mit den Betonfertigteilen an den Kran heranfahren. Das Absetzen der Teile verlief wie geplant problemlos und wenige Tage später konnte mit dem Abbau des Kranes begonnen werden.
Wir bedanken uns bei unserem Auftraggeber „Sönke Jordt“ für die Auftragserteilung und freuen uns schon jetzt darauf, die neue Seebrücke im Sommer mit einem Gläschen Prosecco einweihen zu dürfen.